DAS SIND DIE FINALISTEN FÜR DEN HESSISCHEN GRÜNDERPREIS
Zwölf Unternehmen haben es im hessenweiten Start-up-Wettbewerb ins Finale geschafft. Die Abstimmung ist in vollem Gange – wer will, kann online seine Favoriten küren.
Beiträge zum Klimaschutz, Therapien für bislang unheilbare Krankheiten, Hilfe für Jugendliche mit psychischen Problemen: Die neun Start-ups, die im Wettbewerb um die hessischen Gründerpreise um die ersten Plätze konkurrieren, bieten Antworten für große Herausforderungen an. Drei weitere Teams wetteifern um den Sieg in der Kategorie zukunftsfähige Nachfolge. Die Gewinner werden nächsten Freitag in Darmstadt gekürt. In die Bewertung fließen auch die Ergebnisse einer Online-Abstimmung ein, bei der jeder seine persönlichen Favoriten wählen kann.
Akribion Genomics aus Zwingenberg hat eine neuartige Genschere entwickelt, die Krebszellen eliminieren soll. „Wir haben eine Möglichkeit gefunden, Krebszellen präzise und gezielt zu identifizieren und zu zerstören, ohne dabei gesundes Gewebe zu schädigen“, sagt Lukas Linnig, einer der beiden Geschäftsführer von Akribion. Getestet wurde die Genschere zunächst an Zellkulturen in der Petrischale. Nun sucht das Team um Linnig und Ko-Geschäftsführer Michael Krohn Investoren für die Finanzierung weiterer Versuche.
CO2BioClean kämpft gegen Umweltprobleme
Zu viel Plastikmüll im Meer und zu viel Kohlendioxid in der Atmosphäre, das sind zwei der größten Umweltprobleme. Das Start-up CO2BioClean will beide gleichzeitig anpacken. Die Gründer Fabiana Fantinel und Alessandro Carfagnini haben ein Verfahren entwickelt, mit dem klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) in Kunststoffgranulat umgewandelt werden kann. Die Produkte, die daraus hergestellt werden, sind kompostierbar. Nach erfolgreichen Labortests wird jetzt eine Forschungsanlage im Industriepark Höchst errichtet, um die Produktion im größeren Maßstab zu erproben.
Das Team von Curerare aus Michelstadt will mit der Vernetzung von Forschern und Patientenorganisationen die Entwicklung von Medikamenten gegen Seltene Erkrankungen voranbringen. So werden Krankheiten genannt, die bei höchstens fünf von 10.000 Menschen auftreten. Wie schwer es für die Betroffenen ist, fachkundige Therapeuten zu finden, weiß Curerare-Gründer Claudio Cinquemani aus eigener Erfahrung: Sein Sohn leidet an einer seltenen Stoffwechselerkrankung, die das zentrale Nervensystem beeinträchtigt. Nachdem er eine Selbsthilfeorganisation gegründet und Forschungsprojekte angestoßen hatte, gründete Cinquemani mit einem Studienfreund und einer Wissenschaftlerin Curerare. Das Unternehmen organisiert Workshops und hilft bei der Beantragung von Fördergeldern.
Die Drum Station in Maintal ist eine überregional bekannte Adresse bei Trommlern und Schlagzeugern. „Wir sind bei diesen Instrumenten sozusagen der Anbieter der Sportwagen und Oldtimer“, sagt Inhaber Joachim Schmidt selbstbewusst. Schmidt hat das Geschäft selbst als Kunde kennengelernt. 2020 habe er „eher im Spaß“ zu dessen Gründer Reiner Lendel gesagt: „Wenn Du Dich zur Ruhe setzt, übernehme ich den Laden“, berichtet Schmidt. Da habe Lendel ihn beim Wort genommen – seit Mitte 2021 führt Schmidt mit seiner Frau das Geschäft.
Mit Spaß für Abschlussprüfungen lernen
Auf einem ganz anderen Feld ist Edutecs aus Fulda unterwegs: Es bietet Auszubildenden eine App für die Vorbereitung von Abschlussprüfungen. Ganz wichtig ist Gründer Senouci Allam, dass das Lernen Spaß macht. Die Lektionen sind deshalb als Quiz gestaltet, das auch in Lerngruppen gespielt werden kann. Die App ist für Auszubildende kostenlos, Edutecs bietet aber auch entgeltliche Prüfungsvorbereitungskurse und Weiterbildungsmaßnahmen an.
Eine zentrale Schwierigkeit bei der Nutzung erneuerbarer Energien besteht bekanntlich darin, dass das Angebot vom Wetter abhängt. Hopes aus Darmstadt will die Schwankungen mit der Speicherung von Energie in Salzwasser abfedern. Wenn beispielsweise ein Windrad zu viel Strom produziert, wird eine Pumpe aktiviert, die Salzwasser durch eine Membran drückt und es damit in Süßwasser und eine stark konzentrierte Salzlösung aufteilt. Beide Flüssigkeiten werden in Tanks zwischengelagert. Bei einer Flaute fließen sie zurück in den Behälter mit den Kammern, die durch eine Membran getrennt sind. Nun greift das Prinzip der Osmose: Weil Flüssigkeiten unterschiedlicher Konzentration nach Ausgleich streben, strömt das reine Wasser durch die Membran in die Kammer mit der Salzlösung. Dadurch entsteht Druck, der eine Turbine antreibt und Strom erzeugt.
Dem Klimaschutz hat sich auch Illutherm verschrieben, ein Start-up, das wie Hopes von Wissenschaftlern der Technischen Universität Darmstadt ins Leben gerufen wurde. Bei Versuchen für seine Doktorarbeit stellte Lukas Porz eher zufällig fest, dass Keramik mit blauem Licht und Schwarzlicht in Rekordzeit hergestellt werden kann. Das Material wird auf mehr als 1000 Grad Celsius erhitzt und ist innerhalb von etwa zehn Sekunden fertig. In traditionellen fossilen Brennöfen dauert das Verfahren mehrere Stunden, manchmal sogar Tage.
Spielerisch das Lesen fördern
Die effiziente Nutzung von Energie steht auch bei Landwehr + Schultz Trafo aus Kassel-Calden im Mittelpunkt. Das Unternehmen baut seit 1976 Transformatoren und Netzteile, besonders für medizintechnische Anwendungen. Anfang 2022 übernahm dort Daniel Peplau das Ruder, nachdem der Vorbesitzer verstorben war. Die Nachfolge sei nicht geregelt und der Einstieg durchaus hart gewesen, sagt Peplau in einem Video-Statement für den Gründerpreis-Wettbewerb.
Eine spielerische Methode, Lesen zu fördern, verspricht das Frankfurter Start-up Maple Tales. Die Erziehungswissenschaftlerin Marlene Damm und der Wirtschaftswissenschaftler Timur Zorlu haben eine App für Grundschüler entwickelt, die Geschichten interaktiv präsentiert: Im Verlauf können die Kinder zwischen verschiedenen Fortsetzungen wählen. Schriftgröße und Silbentrennung können angepasst werden. Mit Lesern hat mittelbar auch Sabris zu tun – das Familienunternehmen aus Bad Camberg betreibt eine Logistikplattform für Zeitungsverlage. Anfang dieses Jahres übernahmen die Brüder Benjamin und Timo Trespe die Geschäfte von ihrem Vater Karl Friedrich Trespe.
Für die Früherkennung psychischer Erkrankungen bei Jugendlichen setzt sich das gemeinnützige Unternehmen Tomoni Mental Health ein. Gegründet wurde es von dem Frankfurter Ehepaar Alix und Oliver Puhl, das 2020 seinen Sohn Emil durch Suizid verlor. „Jeder siebte Jugendliche erkrankt an einer psychischen Erkrankung“, sagt Alix Puhl. Tomoni hat in einem ersten Schritt ein digitales Fortbildungsangebot für Schulen aufgesetzt, das Lehrer für Warnsignale und den Umgang mit betroffenen Jugendlichen sensibilisiert.
Wianco Ott Robotics mit Sitz in Seeheim-Jugenheim schließlich hat eine Künstliche Intelligenz (KI) entwickelt, die zahlreiche Bürotätigkeiten übernehmen kann. Die KI namens Emma wird auf dem Computer installiert, kann Textprogramme bedienen oder Aufträge an KI-Kollegen wie ChatGPT erteilen. Es gibt nur eine Grenze: „Prozesse, die ich selbst anderen Menschen nicht erklären kann, lassen sich auch nicht mit Emma automatisieren“, sagt Unternehmensgründer Michael Wilczynska.
Eine Teilnahme an der Online-Abstimmung für den Hessischen Gründerpreis ist noch bis einschließlich Mittwoch möglich unter https://hessischer-gruenderpreis.de/vote23